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Donald Trump

Neues Trump-Tape entlarvt seine Lüge: Er wusste genau, was er tat

FILE - Former President Donald Trump speaks at Trump National Golf Club in Bedminster, N.J., June 13, 2023. Donald Trump is set to appear in Michigan on Sunday as he looks to reclaim territory that he ...
Donald Trump kommt weiter in Bedrängnis.Bild: keystone

Hier entlarvt Trump selbst seine Lüge: Er wusste, was er tat – die Story in 5 Punkten

Die Veröffentlichung einer Tonaufnahme bringt Donald Trump in der Affäre um geheime Regierungsunterlagen weiter in Erklärungsnot. Der Ex-Präsident entlarvt sich mit seinen Aussagen gewissermassen selbst als Lügner.
27.06.2023, 07:4427.06.2023, 09:33
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Trump zeigt geheime Papiere

«Das sind die Papiere», sagt Trump in der Audioaufnahme und bezieht sich dabei auf etwas, das er selbst als «streng vertraulich» bezeichnet und offenbar trotzdem anderen Personen im Raum zeigt, wie CNN berichtet. Die Aussagen auf der Tonaufnahme stehen im klaren Gegensatz zu dem, was der ehemalige US-Präsident bisher über seinen Umgang und den Status der Regierungsdokumente, die in seinem Besitz gefunden wurden, behauptet hat.

Konkret scheint es in der Aufnahme um ein geheimes Pentagon-Dokument zu einem Angriff auf den Iran zu gehen, das Trump herumzeigt. Mehrere Personen sind den Stimmen zufolge im Raum. «Als Präsident hätte ich sie freigeben können, jetzt kann ich es nicht», sagte Trump in der am Montagabend (Ortszeit) vom US-Sender CNN publik gemachten zweiminütigen Aufnahme aus dem Jahr 2021.

Hier gibt es die Audioaufnahme von Trump in voller Länge:

Ab 00:47:

Was bedeutet die Veröffentlichung für Trump?

Die Existenz der Aufnahme war schon bekannt – ihre Abschrift ist zentraler Bestandteil der Anklageschrift. Auch hatten Medien bereits über die Tonaufnahme berichtet, die bislang aber noch nicht veröffentlicht worden war. Trump hatte immer wieder behauptet, Verschlusssachen seien nach der Mitnahme in sein Privatanwesen Mar-a-Lago im US-Bundesstaat Florida nicht mehr als geheim eingestuft gewesen. Die Aufnahme könnte Trumps Argumentation nun massiv untergraben.

Noch vergangene Woche hatte der Ex-Präsident in einem Interview bei Fox News gesagt, dass er «nie ein geheimes Dokument bei sich gehabt» hätte. Es habe sich ausschliesslich um Zeitungsartikel und Unterlagen gehandelt, bei denen er die Geheimhaltung als Präsident längst aufgehoben hätte.

Mit den Aussagen aus der Audioaufnahme entlarvt sich Trump nun im Grund selbst als Lügner, da er dort die Dokumente als «streng vertraulich» bezeichnet. Zudem sagt er, als Präsident hätte er die Geheimhaltung der Dokumente aufheben können, jetzt aber nicht – womit offensichtlich ist, dass er seine Argumentation bezüglich des Status der gefundenen Dokumente selbst nicht glaubt.

Trump witzelt über Hillary Clinton

Besonders ironisch mutet ein weiterer Ausschnitt aus der Aufnahme an: Trump und seine Mitarbeiter scherzen über Hillary Clintons unvorsichtigen Umgang mit E-Mails während ihrer Zeit als Aussenministerin. Dies, nachdem Trump die besagten Unterlagen selbst als «geheime Informationen» bezeichnet hatte.

«Hillary hat das die ganze Zeit ausgedruckt, oder? Ihren privaten E-Mails», sagt eine Mitarbeiterin scherzhaft zu Trump. Dieser reagiert:

«Nein, sie würde alles an Anthony Weiner senden.»

Die Personen im Raum brechen in Gelächter aus. Anthony Weiner war ein ehemaliger demokratischer Kongressabgeordneter, der wegen eines Sexting-Skandals zurücktreten musste. Hillary Clinton war in ihrer Zeit als Aussenministerin in die Kritik geraten, weil sie E-Mails von einem privaten Account verschickt hatte, anstatt die offiziellen, sicheren Bundesserver zu nutzen.

Trumps Reaktion

Auf dem von ihm mitgegründeten Internetportal «Truth Social» bezeichnete Trump die Veröffentlichung der Aufnahme als Wahlbeeinflussung und Teil einer «fortwährenden Hexenjagd». Den vom Justizministerium eingesetzten Sonderermittler Jack Smith beschimpfte er als «geistesgestört». Smith, das Justizministerium und das FBI hätten die Aufzeichnung illegal an die Presse durchsickern lassen und die Tatsachen verdreht – tatsächlich stelle die Aufnahme eher eine Entlastung für ihn als Ex-Präsidenten dar.

Der Hintergrund

Die Bundespolizei FBI hatte im August Trumps Anwesen Mar-a-Lago durchsucht und dort zahlreiche Verschlusssachen aus seiner Amtszeit beschlagnahmt, einige mit höchster Geheimhaltungsstufe. Dadurch, dass Trump vertrauliche Regierungsdokumente nach seiner Amtszeit in privaten Räumen aufbewahrte, könnte er sich strafbar gemacht haben. Er wurde Mitte Juni in der Affäre angeklagt und musste persönlich vor einem Bundesgericht in Miami erscheinen. Trump bekannte sich «nicht schuldig». Es war das erste Mal, dass ein früherer US-Präsident vor einem Bundesgericht erscheinen musste, um sich einer Anklage zu stellen. (con/sda/dpa)

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32 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bikemate
27.06.2023 09:22registriert Mai 2021
Trump wusste was er tat. Das kommt nicht so oft vor und ist daher schon eine Schlagzeile wert :-)
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mrmikech
27.06.2023 09:07registriert Juni 2016
Wenn er dafür nicht verurteilt wird, gibt es keine Sicherheit mehr, denn dann darf jeder das Gleiche tun. Es geht also nicht um Trump, sondern darum, das Gesetz einzuhalten und die Sicherheit des Landes zu gewährleisten.

Wie Bill Barr es schon gesagt hat, es ist ein "no-brainer".
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Dini84
27.06.2023 08:29registriert April 2021
Trump sagte einmal das er in New York auf offener Strasse jemanden erschiessen kann und trotzdem gewählt würde. Leider hatte er für einmal recht, er ist Teflon auf Steroiden.
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    «Trump ist kein Diktator»
    Der US-Präsident überfordert die politische Konkurrenz, die Gerichte und auch die Medien mit immer neuen Entscheidungen. Einer der besten Kenner ist John Harris, Chefredaktor des amerikanischen Politmagazins «Politico». Ein Diktator sei Trump keineswegs, sagt er.

    Während der ersten Amtszeit von Donald Trump verzeichneten Newsportale – auch Ihr Medium «Politico» – einen deutlichen Anstieg bei Klickzahlen und Abonnements. Dieser Effekt würde sich bei einer Wiederwahl abschwächen, wurde erwartet. Ist das bislang der Fall?
    John Harris: Es gibt nach wie vor ein intensives Interesse an der Trump-Berichterstattung. Es liegt auf konstant hohem Niveau, und man beobachtet weniger Ausschläge als in der ersten Amtszeit, als die Zugriffszahlen stark schwankten. «Politico» setzte allerdings nie auf blosse Reichweite. Unser Fokus lag stets darauf, eine spezifische Zielgruppe zu erreichen – politische Entscheidungsträger in Washington oder anderen Machtzentren. Wir wollen den Wert unseres Journalismus über Abonnements oder gezielte Werbung monetarisieren.

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